Montag, 12. Dezember 2011

Gute Laune und Optimismus sind in Brasilien Pflicht


                                                                                                        
São Paulo (gtai) - Trotz ihrer informell wirkenden Art legen Brasilianer großen Wert auf den richtigen Ton. Alles Negative sollte sich der deutsche Besucher verkneifen, und sei es die berechtigte Beschwerde über das Chaos am Flughafen bei der Einreise. Gute Laune und Optimismus sind Pflicht. Kritik am Verhalten des anderen gilt schon in kleinster Dosis als Affront und darf, wenn überhaupt, nur scherzhaft verpackt geäußert werden.

Reserviertes und schüchternes Verhalten befremdet die stets demonstrativ lockeren Brasilianer, ebenso wie ein zu schnelles und ungeduldiges Vorpreschen im Gespräch. Von der direkten deutschen Art fühlt sich der sensible Brasilianer vor den Kopf gestoßen. Es wird viel zwischen den Zeilen gesagt oder als Anekdote verkleidet erzählt. Dies ist durch ein starkes Harmoniebedürfnis zu erklären. Man möchte nicht mit der Tür ins Haus fallen und womöglich abgewiesen werden.

Ausgehend von seinem eigenen Verhalten konzentriert sich der Deutsche oft zu sehr auf den Wortlaut seines Verhandlungspartners und achtet nicht auf ergänzende Signale wie Körpersprache, Tonfall und kulturellen Kontext. Dadurch verpasst er einen Teil der Botschaft. Deutsche verlieren schnell die Geduld, wenn Brasilianer nicht gleich zum Punkt kommen. Diese indirekte Art sollte nicht als unsachlich angesehen werden sondern als kulturell bedingter anderer Gesprächseinstieg.

Begrüßungsrituale informeller als in Deutschland

Alles beginnt unter Männern mit einem festen Händedruck, wobei man sich in die Augen sieht, sich fast schon übertrieben anlächelt und sofort mit dem Vornamen anspricht. Zwischen Mann und Frau sowie unter Frauen sind Küsschen auf die Wange bereits beim ersten Treffen normal, die Dame wird ebenfalls mit dem Vornamen angesprochen, oft veredelt durch die Anrede Dona, besonders bei älteren Damen. Wem die Begrüßung mit Küsschen zu schnell geht, kann beim ersten Treffen auch die Hand geben und dann bei der Verabschiedung einen Wangenkuss wagen, schließlich hat man sich nun kennengelernt.

Gleichzeitig zum körperlichen Erstkontakt vergewissert sich der Brasilianer ausführlich und ohne Eile, dass es dem anderen auch gut geht, am liebsten mit dem klassischen "tudo bem?" (alles gut?), das der Gefragte mit denselben Worten und dem Zusatz "e você" (und selbst?) an den Fragenden zurückgibt, der dies mit einem weiteren "Tudo bem" bestätigt. Ziel dieses Rituals ist es, durch die Wortwiederholung bereits den Eindruck einer ersten Gemeinsamkeit zu schaffen. Ehrliche Antworten wie "geht so", "lange Reise gehabt" etc. sind fehl am Platz.

 Positive Grundeinstellung und Geduld sind Pflicht

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